Beschreibung
„Gsammein“ bezieht sich auf das Gedicht „Gemeinsam“ von Rose Ausländer. Dieser Text stellt das titelgebende Thema „gemeinsam“ mit seinen Aspekten zusammen – getrennt, „geteilt“ – „ungeteilt“ als Notwendigkeit oder Möglichkeit, Chance oder Gefahr und in diesem Sinne auch als Dilemma der Vergänglichkeit dar, welche Menschen als Gruppen und als Individuen stets betrifft. In Entsprechung dazu wurde der Text in vielfältiger Weise zusammen, getrennt, geteilt, ungeteilt verwendet, um dieses Thema als Chorwerk präsent zu machen.
So taucht das Gedicht in seiner Originalgestalt auf, wird als Silben oder Buchstaben gesungen, horizontal oder vertikal textiert, erscheint aber auch in einer durch phonematische Paraphasien entstandenen und zu einem Lautgedicht umgewandelten Form.
Auf diese Weise wird Sprache – und damit auch Raum und Zeit – als das Gemeinsame und Trennende thematisiert und assoziativ auf deren metaphorische und symbolhafte Qualität hingewiesen.
Auch für die Entwicklung des musikalischen Materials ist der 18-zeilige Text nicht nur in seinen Lauten, sondern auch in seiner Form wichtig: eine neun-tönige Skala und eine von ihr abgeleitete aleatorische Melodie bilden den gemeinsamen Bezugspunkt des Werkes.
Ebenso gehen die Aufstellung des Chores und die Verwendung der Stimmen dem Thema des Textes nach. Die mögliche mehrchörige Anlage greift die Rede „von den vier Winden“ auf, als diejenige Metapher der Ganzheit, die alle anderen trägt. Ein darauf bezogenes performatives Element entsteht, wenn das Publikum einbezogen wird.
Was ist gemeinsam – getrennt, „geteilt“ – „ungeteilt“? Wie geht das? Das vorliegende Chorwerk möchte Hinweise zu möglichen Antworten und weiteren Fragen liefern.